Bäder zweimal eiskalt im Glutofen Hockenheim

An Michael Bäder scheint kein Weg vorbeizuführen. Bei hochsommerlichen Temperaturen blieb der BMW Z4 Pilot cool und heimste die Saisonsiege Nummer vier und fünf ein. Der vierte Lauf der Spezial Tourenwagen Trophy war für die Fahrer eine Nervenschlacht. „Die letzen Runden waren wahnsinnig anstrengend“, so der Drittplatzierte aus dem ersten Rennen Sven Fisch. Jürgen Alzen (Porsche 997) verpasste nach Platz zwei den möglichen Sieg im zweiten Rennen in der letzten Kurve. Für Daniel Schrey ging mit Gesamtplatz drei eine Leidenszeit zu Ende.


Michael Bäder dominiert Quali
Schon der Freitag verlangte von den Fahrern einiges ab. Michael Bäder setzte den BMW Z4 V8 zweimal auf die Pole vor Jürgen Alzen, der wegen einer Knieverletzung von Gerald Schalk diesmal alleine am Porschevolant drehte. Stark auch Sven Fisch, der zweimal die 1.45er Marke unterbot. Christopher Gerhard (Porsche 997 GT3) und René Snel (Porsche 996 GT2) teilten sich mit dem roten V8 STAR Reihe zwei. Schraubarbeit war bei Jochen Thissen (Opel Astra) angesagt. Der Drittplatzierte musste beide Trainingsläufe auslassen, nachdem im Getriebe eine Schraube gebrochen war.

Michael Bäder zeigte sich von Hitze und Gegnern wenig beeindruckt. Acht Sekunden vor Jürgen Alzen überflog er den Zielstrich. Nur in der Anfangsphase blieb Alzen dran, musste dann im weiteren Rennverlauf abreisen lassen. Sven Fisch setzte sich beim Kampf um den verblieben Platz auf dem Treppchen durch. Christopher Gerhard hatte sich zunächst auf Platz drei katapultiert, musste dann aber den V8 STAR und Daniel Schrey wieder passieren lassen. Die Viper lief nach Problemen im Training richtig gut, doch in der dritten Runde verbremste sich Schrey in der Sachskurve auf Platz drei liegend. Im Kiesbett war Endstation. „ Meine Hinterreifen hatten zu dem Zeitpunkt noch zu wenig Grip und ich bin da etwas zu optimistisch an die Sache rangegangen“, kommentierte er sein Missgeschick. Hinter Sven Fisch belegten Christopher Gerhard und Ulrich Becker (Porsche 997 Cup) die weiteren Plätze.

Klassenwechsel als Erfolgsfaktor
Da neben Schrey auch René Snel bereits in der ersten Runde mit technischen Problemen ausgefallen war, holte sich Reiner Lutz (Porsche Cayman) seinen ersten Klassensieg in der STT. Der Neueinsteiger hatte sich in der großen Klasse bessere Chancen ausgerechnet. Eine Rechung die prompt aufging, trotz starker Bremsprobleme. Jörg Lorenz wurde im Porsche dp 935 zwar noch als zweiter gewertet, legte aber davor einen fulminant feurigen Abgang hin. Mit einem langen Feuerschweif war der Porsche im Motodrom aufgetaucht. Den zog er bis in die Boxengasse spektakulär hinterher. „Ich habe das gar nicht bemerkt und mich noch gewundert, warum der Streckenposten mit dem Feuerlöscher hin und herfuchtelt. Erst in der Boxengasse habe ich es dann bemerkt“, so Lorenz.

2-Liter Asse bieten tolle Show
Joachim Duscher (Audi 80 Turbo) klagte im Quali über Temperaturprobleme. Als Sicherheitsmaßnahme ließ der Tabellenführer den Motor nicht mehr ganz hochdrehen. Der Klassensieg war dennoch nicht gefährdet, da sich die Konkurrenz mit Defekten verabschiedet hatte. Gleich zu Beginn erwischte es Wolfgang Fischer (BMW M3 E36) mit defekten Hinterachsdifferential. Nach sechs Runden musste auch Pierre Bonhôte im Mitsubishi Evo aufgeben, dessen Ölwanne ein Einschussloch aufwies. Somit belegte Urs Hauri mit seinem BMW M3 E36 den zweiten Platz in der Klasse 3.

Besonders viel Action boten die 2-Liter Piloten. Der spätere Sieger Patrick Ulrich (BMW 320i E46) lieferte sich mit Helmut Maier (VW Spiess Golf) und Joachim Bunkus (Triumph Dolomite) ein hochspannendes Rennen mit ständigen Positionswechseln. Als Bunkus vorne lag, erwischte es den weißen Dolomite als Erster aus der Kampfgruppe. Das linke Hinterrad hatte sich verabschiedet, so dass nun Maier die Führung übernahm. In der letzten Runde flog der Passauer jedoch heftig in die Reifenstapel ab, wurde aber noch als Klassenzweiter vor Hajo Chorus (Ford Focus) gewertet. Jochen Thissen trug den Astra vorsichtig um den Kurs und wurde so noch mit dem vierten Klassenrang vor Petra Kolic-Wiese (VW Golf I) belohnt.

0,039 Sekunden zwischen Bäder und Alzen
Nach diesem turbulenten ersten Rennen war der zweite Durchgang nicht weniger unterhaltsam. René Snel legte einen Bombenstar hin und stach als Führender in die Nordkurve. Zwei Runden hielt sich der Niederländer vor Jürgen Alzen an der Spitze. Mit dem Führungswechsel roch alles nach dem dritten Saisonsieg für Alzen. Kurz vor Schluss schien der Vorsprung auf Bäder, der ab der sechsten Runde an zwei lag, beruhigend groß zu sein. Die Finalrunde offenbarte eine Dramaturgie, die zum gesamten Wochenende passte. Plötzlich war Bäder dran und in der Südkurve stach der Z4 innen am Porsche vorbei. Der hatte die Tür etwas zu weit aufgelassen, eine Chance die Bäder nicht verstreichen ließ. Seite an Seite schossen die Bolide die Zielgerade hinunter. 0,039 Sekunden, einer der knappsten Zieleinläufe in der Geschichte der STT.

Platz drei holte sich Daniel Schrey, der nach einer problembehafteten Saison zum größten Teil zufrieden war. „Eigentlich hätte ich Michael Bäder hinter mir halten können, da ich auf den Geraden schneller war. Doch in den Kurven habe ich ihn eher aufgehalten, so dass ich ihn am Ende sein Rennen ließ. Jetzt lief das Auto einmal endlich gut. Nur das Fahrwerk bereitet uns noch Probleme und vor allem die Hitze im Auto“, so der Viperpilot weiter. Damit war René Snel nach schönen Zweikampf auf Rang vier zurückgefallen. „Das war dann auch mein Ziel und derjenige an dem ich mich orientiert hatte. Der Klassensieg ist natürlich schön, auch für mein Team das die ganze Nacht durch am Auto gearbeitet hat“, zeigte sich Schrey zufrieden.

Duscher behält Tabellenführung
Durch den Zweikampf wäre Sven Fisch fast noch einmal an das Duo herangekommen, doch nach und nach leuchteten so sämtlich alle Kontrollarmaturen auf. Der V8 STAR Pilot nahm das Tempo heraus und brachte den fünften Gesamtrang vor Christopher Gerhard und Ulrich Becker über die Ziellinie. Das schien beim zweiten Rennen so ziemlich das Motto aller Fahrer gewesen zu sein. „Bei diesen heißen Temperaturen ist körperliche Fitness enorm wichtig“, so Christopher Gerhard.

Joachim Duscher fuhr mit verhaltenem Tempo zum erneuten Klassensieg vor Urs Hauri. Für Patrick Ulrich sprang ebenfalls der zweite Sieg des Wochenendes heraus. Der Schweizer siegte in der 2-Liter Klasse vor Jochen Thissen. Reiner Lutz rettete seinen dritten Platz in der Klasse nach wiederholten Bremsproblemen gerade noch so über die Distanz. In der elften Runde gab der Cayman-Pilot auf, doch die zurückgelegte Distanz reichte um in die Wertung zu kommen.

Nach einem abwechslungsreichen Wochenende kehrt der STT H&R Cup Anfang September nach Colmar-Berg in Luxemburg zurück. Zuvor verabschiedet sich die Spezial Tourenwagen Trophy aber in die wohlverdiente Sommerpause.

Patrick Holzer