Für René Snel (Porsche 996 GT2) war der fünfte Lauf der Spezial-Tourenwagen-Trophy ein besonderes Erlebnis. Bei seinem Heimrennen in Assen war der Niederländer nicht zu schlagen. Daniel Schrey (Chrysler Viper GTS-R) schien zwar nach der Doppelpole im Quali ein heißer Sieganwärter zu sein, doch konnte er diese Leistung im Rennen nicht richtig auf den Asphalt bringen. Dahinter tobte der spannende Kampf der Porsche 997 Cup, den Christian Ott im ersten und Christopher Gerhard im zweiten Rennen für sich entschieden.
Im Gegensatz zum Renntag schüttete es im ersten Quali noch aus allen Kübeln. Daniel Schrey holte sich mit einer Zeit von 2.03,546 die Pole vor Christopher Gerhard. In der zweiten Startreihe stand Ulrich Becker (Porsche 997 Cup) vor Rene Snel. Das zweite Qualifying bei nun trockenen Streckenbedingungen sah erneut die Chrysler Viper von Schrey vorne. Snel verpasste die erste Startposition um 0,192 Sekunden. Die drittbeste Startposition sicherte sich Christian Ott mit seiner letzten Runde, nachdem diese lange Zeit in den Händen von Ulrich Becker gewesen war. Der Marler verwies dennoch Christopher Gerhard auf Startposition fünf vor Rüdiger Klos (Porsche 996 GT2). Genau wie bei den Cup Porsche war die Klasse bis 3000 ccm eng umkämpft. Nach der klasseninternen Pole im ersten Quali, musste Joachim Duscher (Audi 80 Turbo) diesmal dem BMW M3 E46 von den Tischner Brüdern den Vorrang einräumen. Der BMW ist mit seiner Langstreckenspezifikation eigentlich etwas zu schwer für die kurzen Sprintrennen der STT. Dennoch lassen es sich die Nachbarn von Ulrich Becker nicht nehmen öfters in der Spezial-Tourenwagen-Trophy anzutreten. Leider nicht optimal lief es bei Sascha Ernst. Zum zweiten Mal in der STT im VW Vento unterwegs, musste der 19jährige das ehemalige STW-Fahrzeug bereits nach wenigen Runden abstellen. „Die Ölkontrollleuchte hat dauernd aufgeleuchtet“, so die erste Auskunft. Wenig später stellte sich heraus, dass die Antriebswelle abgerissen war.
Das erste Rennen am Sonntag begann furios. Beim Start blieb Daniel Schrey vorne, Ulrich Becker und Christopher Gerhard folgten ganz dicht dahinter. Gerhard kam im Verlauf der ersten Runde wieder an Becker vorbei. Dahinter folgten Christian Ott, René Snel und Jack Rozendaal auf den weiteren Plätzen. Rüdiger Klos hatte bereits in Runde eins vier Positionen gut machen können und lag knapp vor Joachim Duscher auf Gesamtposition acht. Über Nacht hatte die Crew ein neues Getriebe montiert, nachdem im Training der dritte Gang nicht mehr zur Verfügung stand. „Das Getriebe ist eigentlich zu lang übersetzt. Aber so müssen wir es wenigstens nicht mehr für den Nürburgring wechseln“, so Klos nach dem Rennen. Stark unterwegs war Joachim Bunkus auf Gesamtposition zehn. Er hatte den schnellsten 2-Liter der NTWC, Jens Löhning im von Lubner Motorsport betreuten Opel Astra OPC, fest im Griff.
An der Spitze geriet Daniel Schrey in Runde zwei unter Druck. René Snel hatte sich an den Cup Porsche vorbeigekämpft und lag dicht hinter der Viper. In Runde drei leistete sich der Viperpilot einen Dreher, so dass René Snel vorbeiziehen konnte. Christopher Gerhard, Christian Ott und Ulrich Becker kamen ebenfalls vorbei. Damit fand sich Schrey auf dem fünften Gesamtrang wieder. An der Spitze drehte René Snel seine Runden, dahinter tobte jedoch ein packendes Duell. Christopher Gerhard, der mit einem Klassensieg die Tabellenspitze übernehmen könnte, musste zunehmend dem Druck von Ott standhalten. In der letzten Runde war es schließlich soweit. „Ich habe gemerkt, dass ich etwas schneller bin und mir das Rennen taktisch eingeteilt. Eine Runde vor Schluss war ich schon mal dran, kam dann aber erst in der letzten Runde noch vorbei. Es war von beiden Seiten ein faires und schönes Rennen“, beschrieb Ott die Aktion. „Ich wollte nicht mit Gewalt zumachen“, so Gerhard, der damit genau wie Schrey zehn Punkte sammeln konnte. Daniel Schrey selbst beendete das Rennen noch als Gesamtvierter, nachdem er sich in Runde sieben Becker geschnappt hatte. Sechster wurde Rüdiger Klos, der gegen Rennmitte Joachim Duscher abschütteln konnte. Der Klassensieg vor dem Tischner-BMW war Duscher aber nicht mehr zu nehmen. Schnellster bei den 2-Liter Fahrzeugen war Joachim Bunkus als starker Gesamtneunter vor Jens Löhnig. Jörg Lorenz (Porsche dp 935) kämpfte sich von Startplatz 29 auf Rang elf nach vorne. In der Klasse bis 3000 ccm belegte Patrick Snel beim Ersteinsatz seines BMW M3 E36 den dritten Klassenrang. Bei den Fahrzeugen bis 3500 ccm war erneut Pierre Bonhôte im Mitsubishi Evo 7 siegreich.
Das zweite Rennen bot in der Anfangsphase ein ähnliches Bild. Zunächst lag Schrey vor Snel, während Ulrich Becker die Porschegruppe anführte. Christopher Gerhard hatte sich während der Startphase an Ott vorbeiquetschen können und lag auf Vier. Die weitere Reihenfolge lautete Tischner, Klos, Rozendaal und Duscher. In Runde zwei ging Snel erstmals kurz an der Viper vorbei, doch Schrey konterte nur wenige Kurven später. Im Verlauf dieser Runde musste er dennoch wieder zurückstecken und den weißen Porsche erneut passieren lassen. Abschütteln konnte Snel die Giftschlange aber nicht, doch als es ans Überrunden ging, kam für Schrey das Aus. „Wir sind auf ein langsames Fahrzeug aufgelaufen. Dieses zog plötzlich auf Renes Seite, woraufhin er in meine Richtung zog. Ich musste in die Wiese, um eine Kollision zu verhindern“, so ein geknickter Daniel Schrey. Damit war das Rennen an der Spitze entschieden. Ulrich Becker lag dadurch auf einem starken zweiten Gesamtrang, dem der Marler wohl nicht mehr zu entreißen war. Zudem hatten sich Christian Ott und Christopher Gerhard parallel in Runde acht einen Dreher geleistet. „ Es war Flüssigkeit auf der Strecke und wir haben uns im Duett gedreht. Christian konnte schneller Fahrt aufnehmen und war erst mal weg“, erklärte Christopher Gerhard zu der Situation. Zwei Runden zuvor hatte Ott Rang drei von Christopher Gerhard übernommen. Auf über 16 Sekunden hatte Ulrich Becker zwischenzeitlich den Vorsprung auf das Verfolgerduo ausbauen können. Wenige Runden vor Schluss wurde gegen Becker und Ott eine Durchfahrtsstrafe wegen Überholens unter Gelb verhängt. Während Ott an die Box kam, sah Becker das Schild zu spät und verschätzte sich außerdem noch mit den zu fahrenden Runden. Dadurch bekam er am Ende eine 30 Sekunden Zeitstrafe aufgebrummt, die ihn am Ende auf Platz vier zurückwarf. Platz zwei erbte somit Christopher Gerhard, der damit die Tabellenführung in der STT übernehmen konnte. Dritter wurde noch Christian Ott, der seine Drive Through in der letzten Runde absolviert hatte.
Platz fünf ging diesmal an Rüdiger Klos, der Platz zwei in der großen STT Klasse belegte. Viel Action bot der Kampf um Gesamtrang sechs zwischen dem Tischner BMW, Joachim Duscher und Jack Rozendaal. Am Ende setzte sich der Niederländer durch, nachdem er im ersten Rennen noch wegen Zündproblemen aufgeben musste. Joachim Duscher schnappte sich mit knapp über zwei Sekunden Vorsprung erneut den Klassensieg bei den 3 Liter Fahrzeugen. „Das war ein schöner Kampf. Es ging hin und her. Beim Überrunden änderte sich die Situation immer sehr schnell“, freute sich Duscher über sein gutes Ergebnis. Patrick Snel landete erneut auf dem dritten Klassenrang hinter dem Tischner BMW. Pierre Bonhôte holte sich als Gesamtzehnter einen weiteren Klassensieg. Davor platzierte sich noch Joachim Bunkus, der seinen achten 2-Liter Sieg im achten Rennen nach Hause fuhr. Eine bärenstarke Vorstellung lieferte der jüngste STT Teilnehmer ab. Marcel Ernst, gerade erst 17 Jahre alt, kämpfte sich im 40 Fahrzeuge starken Feld auf Platz 16 nach vorne. Der VW Golf lief nach dem Wechseln der Antriebswelle tadellos und brachte dem Bruder von Sascha Ernst Rang zwei bei den 2-Litern. Bei einer besseren Startposition wäre wohl sogar ein Rang in den Top 10 für den ehemaligen Kartpiloten in Reichweite gewesen. Nach dem super Einstand wird der Youngster auch am Nürburgring in der STT an den Start gehen. Etwas Pech hatte Jörg Lorenz, dem auf Platz zehn liegend kurz vor Schluss der Sprit ausging. Der Franke nahm es dann am Ende mit Humor.
Patrick Holzer