Das Wochenende der sechsten Veranstaltung des Porsche Carrera Cup Deutschland 2014 begann für TAM-Racing, Neueinsteiger-Team aus Niederkrüchten, recht positiv. Im freien Training beim Heimspiel auf dem Nürburgring zeigte die Mannschaft eine starke Vorstellung. Bei schwierigen Mischverhältnissen – zunächst war die Strecke nass, später dann nahezu trocken – fuhr Christopher Gerhard (Viersen) auf einen glänzenden zwölften Rang. „Ich konnte mich während des gesamten Trainings in der Spitzengruppe halten. Das hat dem Team und mir gut getan.“ Marc Poos, Teamchef und technischer Leiter von TAM-Racing: „Das war wieder ein guter Schritt nach vorn. Leider ging es im Quali und beiden Rennen nicht so weiter, wie wir gehofft hatten.“
Das Qualifying endete für TAM-Pilot Gerhard mit seinem Porsche 991 GT3 Cup in einem Debakel. Kurz vor Trainingsbeginn setzte leichter Nieselregen ein, weshalb das Team noch unmittelbar vor dem Grün der Boxenampel auf Regenreifen wechselte. In dieser ungeplanten und spontanen Aktion ging dann unter, die Bremsbalance anzupassen und Gerhard leistete sich direkt zu Beginn einen Ausrutscher und beschädigte die Frontstoßstange und die Aufhängung eines Frontkühlers. Daher konnte er auf der dann trockenen Piste keine Runde mehr drehen und musste sich mit den letzten Startplätzen für die beiden Rennen begnügen. Gerhard: „Das war die Katastrophe schlechthin und hat mir das komplette Wochenende verhagelt.“ Bill Barazetti (Esslingen) hatte keine Probleme und belegte die Plätze 33 und 32 gesamt, was in beiden Fällen gleichbedeutend war mit der Position 3 in der B-Wertung.
Rennen 1 war dann geprägt von einem Massencrash in der 3. Kurve, an dem neun Fahrzeuge beteiligt waren. Da die Strecke blockiert war, musste das Rennen unterbrochen werden. Beide TAM-Fahrer überstanden die erste Runde ohne Blessuren und gingen beim Restart hinter dem Safety-Car von den Plätzen 20 (Barazetti) und 25 (Gerhard) wieder ins Rennen. Doch Barazetti wurde bereits vor der Startlinie von einem Konkurrenten abgeschossen und ins Kiesbett befördert. „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich lag in der B-Wertung in Führung und hätte durchaus einen Sieg einfahren können.“ Der Unfallverursacher wurde später für das Sonntagsrennen um 5 Startplätze zurückgesetzt. Das ist aber nur ein kleiner Trost, denn wertvolle Punkte gingen durch diesen Unfall und das Ausscheiden für Bill Barazetti in Rennen 1 verloren. Gerhard konnte sich bis ins Ziel des verkürzten Rennens noch bis auf Rang 19 vorarbeiten. „Das war in Ordnung, mehr war nicht möglich.“
Der Barazetti-Porsche wurde bis zum Start des zweiten Rennens wieder repariert. Nach einem fast problemlosen Rennen schaffte er schließlich Platz 22 und den zweiten Rang in der B-Wertung. Gerhard dagegen sah diesmal keine Zielflagge. Nach einem hervorragenden Start hatte er beim Start selbst und in den ersten vier Kurven bereits viele Plätze gut gemacht, als er in der Querspange außen fahrend von Michelle Gatting gerammt wurde und sich dadurch auf der Wiese wiederfand. Ein weiterer unverschuldeter Unfall 14 Runden später, an exakt gleicher Stelle, aber diesmal innenfahrend und wieder nur die eigene Linie fahrend, mit mehr als genug Platz für den Konkurrenten zum parallel Fahren lassend, bedeutete das Aus mit beschädigtem Kühler. Schaut man in die Ergebnisliste, ist dies umso ärgerlicher, denn es war ein guter Speed da, der bei gutem Qualifying im Idealfall zum 10. Platz im Rennen hätte reichen können.
Christopher Gerhard (R1: Platz 19; R2: Ausfall):
„Trotz des Geschehens im Qualifying wären im Rennen 2 Punkte möglich gewesen. Es ist unfassbar, wie Gatting, die schon vielfach durch solche Aktionen aufgefallen ist, mich von der Strecke gerammt hat. Dadurch war mein zweites Rennen gelaufen. Das ist sehr schade. Dabei hat das freie Training gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Ich war über einen großen Teil des freien Trainings unter den besten 10, am Ende 12. was in diesem Feld für uns super ist. Aber ein Qualifyingplatz selbst um den 20. oder 25. Platz hätte gereicht um hier am Nürburgring in Rennen 1 und in Rennen 2 zu punkten. Ohne das Rammen durch Michelle Gatting hätte es sogar vom letzten Startplatz in Rennen 2 unter Umständen klappen können, weil ich einen hervorragenden Start, eine extrem gute erste halbe Runde und auch ein gutes Auto hatte.“
Bill Barazetti (R1: Ausfall; R2: Platz 22, 2. B-Wertung):
„Das Erlebnis im ersten Rennen war unglaublich. Noch bevor das Rennen mit der grünen Flagge frei gegeben worden war, hat mich Daniel Allemann in der Kurve vor der Startlinie komplett abgeräumt. Zum Glück konnten Mechaniker das Auto bis zum zweiten Rennen wieder reparieren. Dort bin ich trotz Feindberührung ins Ziel gekommen und aufs Podium der B-Wertung geklettert. Ein versöhnlicher Ausklang eines ereignisreichen Wochenendes.“
Marc Poos:
„Ein kollisionsreiches Wochenende mit wenigen sportlichen Höhepunkten. Die Gangart und Aggressivität bei den vergangenen Rennen, aber insbesondere bei dieser Veranstaltung erscheint mir deutlich zu hoch. Sowohl der Unfall von Bill VOR dem Restart hinter dem Safety-Car in Rennen 1 also auch das Manöver von Michelle Gatting sowie der dann das Rennen 2 für Christopher beendende Unfall mit Rolf Inneichen sind nicht nachvollziehbar. Seine Position nachhaltig zu verteidigen ist eine Sache, aber dies mit unsportlichen und gefährlichen Aktionen zu tun und somit Unfälle und Ausfälle billigend in Kauf zu nehmen oder gar zu provozieren, ist nicht OK. Zum Glück ist an den Autos nicht zu viel kaputt gegangen. Andere Teams waren schlimmer betroffen. Nach dem tollen freien Training haben wir alle auf gute Ergebnisse gehofft, was aber leider nicht Realität wurde. Schade, wir haben eine große Chance verpasst. Aber andererseits haben wir auch wieder gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“